Die 20er Jahre (1): Karneval

Der Karneval ist auch in Düsseldorf keine Erfindung der 20er Jahre. Dennoch lohnt es sich einen Blick darauf zu werfen, schließlich begann Kürten seine Düsseldorfer Morde im Februar 1929. Doch entgegen der Erwartungen an die „Goldenen Zwanziger“, war Karneval – zumindest der Straßenkarneval – kein Teil von ihnen. Zwischen 1915 und 1927 gab es keinen Rosenmontagszug. Der letzte wurde vor dem Krieg gefeiert, im Frühjahr 1914. Mit dem Kriegsausbruch wurde Karneval, Kirmes und Schützenfeste verboten. Alfons Houben beschreibt die Lage nach dem Weltkrieg:
„Der Weltkrieg mit den Folgen einer gewaltigen Umwälzung auf so vielen Gebieten schuf dem rheinischen Karneval eine völlig veränderte Lage. Die Gegensätzlichkeiten der Anschauungen in politischer, wirtschaftlicher und welt- anschaulicher Richtung, die allgemeine Lockerung aller sittlichen Gebundenheit, vor allem die trostlose, durch das Unglück des Krieges geschaffene Situation des Vaterlandes mit der Besetzung des Rheinlandes durch fremde Mächte: All dies ließ den Karneval zu einem ernsten Problem werden.“[1]
Das Verbot des Karnevals wurde auch nach dem Krieg nicht aufgehoben. Die Karnevalsvereine versuchten das Verbot durch Bälle und Kabarettveranstaltungen zu umgehen. Erst 1925 fanden wieder große Sitzungen statt, die sogar vom Rundfunk übertragen wurden. Mit dem Abzug der Besatzungstruppen und dem leichten Wirtschaftsaufschwung begann der Karneval zu erblühen, wenn auch nicht ohne Kritik. So beschwerte sich eine Düsseldorfer Zeitung über das drei Monate dauernde Volksfest, das der Wirtschaft nicht zuträglich sei. Dennoch stellte man 1928, 29 und 30 wieder drei Rosenmonatagszüge auf die Beine, bis die  Weltwirtschaftskrise zuschlug. Die Züge liefen unter den Mottos:
  • 1928: „Düsseldorf, wie es wor, wie et es, wie et wöhd“
  • 1929: „Karikadzd“ (Karikatur der Zeit)
  • 1930: „Märchenzauber – alte, moderne und Zukunftsmärchen“
Bereits 1928 kamen bis zu 70.000 Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung. 1929 gab es Finanzierungs- schwierigkeiten, die Stadt verweigerte eine Finanzhilfe von 10.000 RM (31 zu 29 Stimmen). Die Bevölkerung spendete daraufhin und konnte dann doch Rosenmontag schunkeln – trotz minus 18 Grad.

Und wann fand der Rosenmontagszug 1929 statt? Am 11. Februar. Drei Tage nach dem Mord an Rosa Ohliger und zwei Tage vor dem Mord an Rudolf Scheer – an Aschermittwoch.[2]

Lichtbild (1): Karneval 1929
Lichtbild (2): Rosenmontag 1929

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[1] Alfons Houben: 3x Düsseldorf Helau. Die Geschichte des Düsseldorfer Karnevals; 175 Jahre Comitee Düsseldorfer Carneval; 175 Jahre Rosenmontagszug; 175 Jahre Prinz Karneval, Meerbusch 1999, S.82.
[2] Alfons Houben: 3x Düsseldorf Helau. Die Geschichte des Düsseldorfer Karnevals; 175 Jahre Comitee Düsseldorfer Carneval; 175 Jahre Rosenmontagszug; 175 Jahre Prinz Karneval, Meerbusch 1999, S.82-89.

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